Die Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal und durch eine besonders intensive Wahrnehmung von Reizen gekennzeichnet. Hochsensible Personen (HSP) nehmen deutlich mehr Reize auf und wahr als der Durchschnitt der Bevölkerung. Weltweit haben ca. 20% der Bevölkerung eine hochsensible Veranlagung.
Die Reizquellen können von außen und/oder von innen auf hochsensible Personen einwirken. Äußere Reize sind z.B. Lärm, Licht, Temperatur, Gerüche, Musik, andere Menschen, Gespräche, Konflikte. Innere Reize sind z.B. Gefühle, Emotionen, Gedanken, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hunger, körperliche Beschwerden. Die konkrete Reizsensibilität ist bei hochsensiblen Personen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Die Reizwahrnehmung kann sich für hochsensible Personen belastend oder wohltuend darstellen - je nach den jeweiligen Umständen und der konkreten Situation. Belastende Reize können z.B. zu Stress, Unmut, Aggression, Gereiztheit, Abgeschlagenheit führen. Wohltuende Reize hingegen z.B. zu Entspannung, Motivation, Freude, Energiesteigerung, Gelassenheit.
Kennzeichen der Hochsensibilität
Die Hochsensibilität prägt wesentlich das Leben und die Persönlichkeit von betroffenen Personen. Kennzeichen der Hochsensibilität ist eine besonders feine Innen- und Außenwahrnehmung. Durch die intensive Wahrnehmung von Reizen haben hochsensible Personen eine stärkere Empfindsamkeit.
Hochsensible Personen haben dadurch verstärkte Bedürfnisse nach Ruhe, Stille und Entspannung. Zusätzlich zeigen sich bestimmte Charakteristika und Wesensmerkmale bei hochsensiblen Personen. Näheres dazu findest du hier. Die konkrete Ausprägung dieser ist bei hochsensiblen Personen unterschiedlich veranlagt.
Typische Eigenschaften von hochsensiblen Personen sind, z.B. eine starke innere Wahrnehmung, eine hohe Begeisterungsfähigkeit, eine hohe Eigenverantwortung, ein starker Wunsch nach Unabhängigkeit, eine sehr ausgeprägte Empathiefähigkeit, ein Hang zum Perfektionismus, eine detaillierte Selbstreflexion, ein besonders ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, ein starkes Bedürfnis nach Harmonie, das Vorhandensein von vielschichtigen Gedankengängen, eine hohe Fantasiefähigkeit, ein langer emotionaler Nachklang von Erlebnissen, eine starke Verbindung zur Natur und zu Tieren, eine Abneigung von Konflikten.
Ursachen der Hochsensibilität
Die Hochsensibilität ist keine Krankheit und auch kein therapiebedürftiger Zustand. Die Ursachen der Hochsensibilität sind wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Es wird überwiegend davon ausgegangen, dass es sich bei der Hochsensibilität um eine genetische Veranlagung handelt, die die Sensibilität auf Reize erhöht.
Die Hirnforschung liefert dazu neue Erkenntnisse. So wurde festgestellt, dass bei hochsensiblen Menschen Prozesse der Reizverarbeitung im Gehirn gesteigert ablaufen. Zusätzlich besteht bei hochsensiblen Menschen offenbar eine verstärkte Reaktion und (Reiz-) Durchlässigkeit des Nervensystems.
Bis dato gibt es kein Diagnoseverfahren, mit dem Betroffene zweifelsfrei feststellen können, ob sie eine hochsensible Veranlagung aufweisen oder nicht. Die Forschung zum Thema Hochsensibilität steckt quasi noch in den Kinderschuhen, wird aber stetig mehr. Unbestritten ist, dass Menschen generell Reize unterschiedlich wahrnehmen und verarbeiten.
Momentan erfolgt die Feststellung einer Hochsensibilität mittels Fragenbogens und Auswertung anhand einer bestimmten Punkteanzahl. Du möchtest einen Selbsttest durchführen? Siehe hier.
Auswirkungen der Hochsensibilität
Die starke Wahrnehmung von Reizen, wie z.B. von Lärm, Gerüchen, Licht, Konflikte, Stress, Veränderungen, können bei hochsensiblen Personen Reizüberflutungen auslösen. Hinzu kommt, dass hochsensible Personen auch die eigenen Emotionen und inneren Gefühlsregungen verstärkt wahrnehmen, wodurch es auch im Innenleben einer hochsensiblen Person zu einer Reizüberflutung kommen kann.
Bei einer Reizüberflutung nimmt der Körper wesentlich mehr Reize auf, als er im Gehirn verarbeiten und weiterleiten kann. Solche Übererregungen können zur physischen und psychischen Überforderung führen.
Je nach Dauer und Stärke der Reizüberflutungen zeigen sich unterschiedliche Symptome bei den betroffenen Personen, wie zum Beispiel Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Ängste oder auch Aggressionen. In Extremfällen können diese sogar zu Depressionen, chronischen Schmerzzuständen oder dem Burnout-Syndrom führen.
Um obige Auswirkungen zu reduzieren bzw. zu verhindern, ist es unerlässlich, dass betroffene Personen in Kenntnis sind, dass sie eine hochsensible Veranlagung aufweisen. Nur dann können hochsensible Personen entsprechend ihren Bedürfnissen handeln und ihre Umgebung entsprechend gestalten, sodass die Hochsensibilität eine Bereicherung für das eigene Leben darstellt und keine Last.
Dass hochsensible Personen eine Bereicherung auf unterschiedlichsten Gebieten darstellen, ist unbestritten. So profitieren z.B. Arbeitgeber*innen vielfach von der besonders feinen Wahrnehmung von hochsensiblen Mitarbeiter*innen. Ebenso wie z.B. zwischenmenschliche Beziehungen oder die Berufssparten im Sozial-, Pflege- und Gesundheitswesen. Vorrangig ist immer, dass ein passender und guter Umgang mit der Hochsensibilität besteht.
Was tun bei einer Hochsensibilität
Für hochsensible Personen ist es besonders wichtig auf ausreichend Rückzugs- und Ruhephasen zu achten sowie die Umgebung entsprechend zu optimieren (z.B. weniger Ablenkungen schaffen). Auch Bewegung, Sport und Entspannungsübungen sind für hochsensible Personen sehr wichtig, um eine Erholung von Reizen herzustellen. Zusätzlich braucht es eine laufende Beschäftigung mit den eigenen Bedürfnissen und eine aktive Auseinandersetzung mit konkreten Geschehnissen (z.B. Streit, Konflikte, Veränderungen, Familienzuwachs, Trennung, Umzug), um Reizüberflutungen vorzubeugen bzw. entsprechend zu reduzieren.
10 Tipps für hochsensible Menschen
Gute Noise-Canceling-Kopfhörer verwenden, z.B. auf Reisen, zum Arbeiten, zum Musik hören. Hier lohnt es sich in Qualität zu investieren. Noise-Canceling-Kopfhörer sind online oder im Fachhandel erhältlich.
Mehrmals wöchentlich eine Akupressurmatte nutzen, vor allem bei akuten Reizüberflutungen. 15-20 Minuten sind grundsätzlich ausreichend, um eine positive Wirkung zu spüren. Je länger, desto besser (ca. 30-40 Minuten). Es lohnt sich!
Regelmäßig Brain Waves und Binaurale Beats hören, z.B. zur Entspannung, auf Reisen, während der Nutzung der Akkupressurmatte. Auffindbar über Spotify oder via Youtube.
Tägliche Bewegung, z.B. Spazieren, Radfahren, Laufen, Tanzen, Hüpfen. Bevorzugt an der frischen Luft, im Wald oder nahe eines Gewässers. Kurze Intervalle tun ebenfalls bereits sehr gut!
Yoga. Bevorzugt in einem Yogastudio und als regelmäßige wöchentliche Einheit, um automatisch eine Kontinuität und Gewohnheit herzustellen. Kann gleichzeitig auch als „Me-Time“ gestaltet werden, siehe nächster Punkt.
Fixe „Me-Time-Zeiten“ einplanen und nehmen. „Me-Time-Zeiten“ wie einen Termin ansehen und in den eigenen Kalender eintragen. 1-2 Stunden in der Woche können hier bereits ausreichen. Elektronische Geräte, z.B. Smartphone, währenddessen ausschalten.
So oft wie möglich, Besuche in der Natur bzw. im Wald ("Walddusche").
Konflikte ansprechen, klären und lösen. Da Konflikte starke Reize verursachen und lange – auch nach der Konfliktsituation – nachwirken können. Dadurch können anhaltende Reize entstehen. Im Bedarfsfall eine externe Unterstützung zur Seite ziehen.
Wenn möglich, Home-Office und Einzelbüro statt Großraumbüro. Bei einem Großraumbüro können Noise-Canceling-Kopfhörer Abhilfe schaffen.
Autogenes Training und Meditation. Es lohnt sich, zu Beginn geführte Techniken zu wählen. Hierzu gibt es bereits mehrere Apps, die den Einstieg erleichtern, oder auch Youtube Videos, die herangezogen werden können. Auch gibt es ein großes Angebot an Kursen, die ebenso zum Empfehlen sind.
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